Neue Normalität im Job: Krisen meistern mit Positiver Psychologie
Positiv führen als wirksames Instrument
Die weiterhin hohen Infektionszahlen und der erneute Lockdown bereiten vielen Beschäftigten, aber auch Arbeitgebern Sorgen und Ängste. Zum Beispiel was die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes angeht oder welche finanziellen Einbußen zu erwarten sind. Trotzdem blickten bisher insgesamt 65 Prozent der Unternehmen auf Positiverlebnisse während der Krise. Das ergab eine Erhebung des Instituts „Produkt + Markt“ unter 500 mittelständischen Betrieben, die im Auftrag des AOK-Bundesverbandes im Juli/August durchgeführt wurde. Mit deutlichem Abstand nennen die befragten Arbeitgeber als gute Aspekte einen besseren Zusammenhalt und eine höhere Solidarität im Unternehmen. 37 Prozent der Arbeitgeber mit positiven Erlebnissen erwähnten diese Aspekte von sich aus. Auf gezielte Nachfrage bestätigten 51 Prozent, dass der gestiegene Zusammenhalt unter den Mitarbeitern positiv erlebt wurde. 45 Prozent gaben an, dass das Vertrauen zwischen der Unternehmensleitung und der Belegschaft gestiegen ist.
Einen hohen Anteil an einer solch positiven Entwicklung kann der richtige Umgang der Führungskräfte mit der Krise haben. Die Positive Psychologie sieht hier eine große Herausforderung für Führungskräfte, den Blick ihrer Mitarbeiter in solchen Krisen trotzdem auf das Positive zu lenken.
Auf die eigenen Stärken besinnen
Bei Positiver Psychologie geht es nicht etwa darum, die negativen Aspekte der Krise zu verdrängen, es soll aber eine andere, positive Sichtweise auf die Veränderungen geschaffen werden. Statt sich einer Situation hilflos ausgeliefert zu fühlen, können Vorgesetzte die Beschäftigten dabei unterstützen, ihre Selbstwirksamkeit zu erhalten, sich ihrer Stärken zu besinnen und wieder eine optimistische Haltung einzunehmen. So steigen die gesunde innere Widerstandskraft und letztendlich auch die Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.
Mit diesen sechs Impulsen aus der Positiven Psychologie können Sie als Führungskraft Raum für positive Gedanken und Gefühle schaffen.
1. Isolation und Einsamkeit entgegenwirken
Die Corona-Krise versetzt den Lebensmittelpunkt vieler Menschen jetzt erneut in die eigenen vier Wände. Andere Beschäftigte arbeiten in getrennten Schichten, um enge Kontakte weitgehend zu vermeiden. Ein Gefühl von Einsamkeit und Isolation kann die Folge sein. Berücksichtigen Sie deshalb bei der Entscheidung, wer im Homeoffice bleiben soll oder nicht, neben technischen und produktiven Belangen auch emotionale Aspekte. Sprechen Sie dazu im persönlichen Austausch offen an, unter welchen Bedingungen die Mitarbeiter zu Hause arbeiten, wem „die Decke auf den Kopf fällt“, wer lieber ungestört im Büro arbeiten würde, wer soziale Unterstützung wünscht und auf welchem Weg auch über die Distanz gut kommuniziert und sich ausgetauscht werden kann.
2. Neue Rituale nutzen
Schaffen Sie neue Anlässe oder Rituale der Begegnung – ob mit Abstand im Betrieb oder virtuell mit einer digitalen Konferenz. Wie wäre es zum Beispiel mit einem regelmäßigen gemeinsamen Mittagessen. Die Kollegen, die im Betrieb die Stellung halten, treffen sich mit Mindestabstand im großen Besprechungsraum und Kollegen im Homeoffice werden per Konferenz zugeschaltet. Das kann das Gemeinschaftsgefühl ähnlich stärken wie ein gemeinsamer Restaurantbesuch.
Regen Sie auch dazu an, dass sich Kollegen über persönliche Rituale austauschen, die sie fit halten, die ihnen gut tun: zum Beispiel die Walkingrunde in der Mittagspause, die Kurzmeditation vor Arbeitsbeginn oder andere Ideen, die regelmäßig Bewegung oder Ruhe, Spaß und Geselligkeit in den größtenteils selbst organisierten Arbeitsalltag bringen.
3. Sich gegenseitig unterstützen
Animieren Sie die Beschäftigten, den Teamspirit auch in der Distanz zu leben und anderen etwas Gutes zu tun. Schon kleine Gesten können positive Emotionen erzeugen: Vielleicht kann der Kollege vor Ort für die Mitarbeiter im Homeoffice die Blumen gießen. Oder die Mitarbeiter tauschen Fotos von ihrem Arbeitsalltag aus. Vielleicht näht ein Mitarbeiter Masken für alle mit dem Firmenlogo. Oder es gibt eine technisch versierte Kollegin, die einem anderen Kollegen im persönlichen Gespräch erklärt, wie die neuen Online-Programme effektiv genutzt werden.
4. Stärken herausstellen
Stärken stärken – so lautet eine Kernaussage der Positiven Psychologie. Ziel ist es, das einzigartige Potenzial eines jeden Menschen zu erkennen, zu fördern und optimal einzusetzen. Führungskräfte können den Mitarbeitern dabei helfen, sich ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden. Das hat nicht nur in Krisenzeiten einige Vorteile. Mitarbeiter sind auch in Ausnahmesituationen zufriedener, wenn sie ihren Talenten entsprechend eingesetzt werden. Die Arbeiten gehen leicht von der Hand, geben Kraft und fördern die Resilienz des Beschäftigten.
Erarbeiten Sie mit jedem Mitarbeiter in persönlichen Gesprächen folgende Fragen:
- Auf was bin ich in meiner bisherigen Arbeit besonders stolz?
- Aus welchen Tätigkeiten schöpfe ich Kraft?
- Auf was freue ich mich bei der Arbeit am meisten?
Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel Stärken in Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeiten zeigt, könnte er genau in diesen Aufgaben eingesetzt werden, die diese Stärken benötigen, zum Beispiel im Halten und Wiederaufnehmen von Kundenkontakten während und nach der Krise.
5. Perspektive wechseln
Optimismus ist eine ganz wichtige Triebfeder, um zur eigenen Stärke bei der Arbeit zu finden. Die Positive Psychologie nutzt dazu unter anderem die Methode „PIIP – Put it in perspektive“ – was frei übersetzt so viel heißt wie „Ordne es richtig ein“. Wenn es im Unternehmen Sorgen gibt, wegen Kurzarbeit, drohender Insolvenz, Entlassungen oder anderer Nöte, hilft es, sich das Geschehen aus drei verschiedenen Perspektiven anzusehen. Spielen Sie es einfach mal mit Ihren Mitarbeitern durch:
- Was ist das „Worst Case“-Szenario? Was wäre das Schlimmste, das geschehen könnte?
- Was wäre der wahrscheinlichste Fall?
- Was ist der beste, wünschenswerteste Fall, der eintreten könnte?
Mit dem klaren Benennen aller Chancen und Risiken werden auch positive Szenarien deutlich, die Ansatzpunkte für Verbesserungen sein können. Denn aus dem Wunschszenario kann die Frage resultieren: Was können wir in der aktuellen Lage tun, um ein bisschen näher an eine gute Lösung zu kommen?
6. Mikroziele setzen
Statt zu fragen, wo stehen wir in einem Jahr, planen Sie, was der erste Schritt auf dem Weg zum großen Ziel sein könnte? Setzen Sie sich gemeinsam „Mikroziele“, mit denen es gelingen kann, Schritt für Schritt aus der Krise gestärkt hervorzutreten.
Nutzen Sie regelmäßige wöchentliche Besprechungen, um den Stand der Mikroziele abzufragen und zu ermutigen, immer noch einen nächsten Schritt weiterzugehen. Fragen Sie zum Beispiel jedes Mal zum Start in die Runde:
- Was haben wir in dieser Woche erreicht?
- Was zeigt uns, dass wir die Zukunft meistern können?
- Welche Erlebnisse im Arbeitsalltag geben uns Hoffnung?
Stand
Zuletzt aktualisiert: 19.01.2021
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