#Blut am 18.11.2021 aktualisiert am 05.06.2023

10 Fragen zum Thema Blut und Blutspende

Eine Frau hält eine Blutprobe in der Hand.
iStock / bojanstory

Dr. Beate Luz, Ärztliche Direktorin des Zentralinstituts für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst am Klinikum Stuttgart, liefert interessante Fakten über den roten „Lebenssaft“ und klärt über Blutspenden auf.

Blut ist ein wahrer Alleskönner: Es versorgt unseren Körper mit Sauerstoff, Glukose und Lipiden, verteilt gleichmäßig Wärme und transportiert wichtige Hormone und Botenstoffe.

Bislang ist es noch nicht gelungen, Blut durch irgendeine andere Flüssigkeit oder einen anderen Stoff zu ersetzen, der all diese Funktionen übernehmen kann. Darum bleibt unser Blut lebenswichtig. Genauso wichtig ist deshalb Blutspenden, denn viele Menschen sind nach Unfällen, aufgrund schwerer Erkrankungen oder während einer Operation auf fremdes Blut angewiesen.

Im Interview beantwortet uns Dr. Beate Luz zehn Fragen zum Thema Blut und Blutspenden.

Porträt von Dr. Beate Luz, Ärztliche Direktorin des Zentralinstituts für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst am Klinikum Stuttgart
Klinikum Stuttgart

1. Woraus besteht Blut und welche Aufgaben hat es?

Unser Blut besteht aus festen und flüssigen Bestandteilen. 30 bis 50 Prozent davon sind feste – die sogenannten zellulären Bestandteile. Der Rest ist das flüssige Blutplasma. In diesem befinden sich alle im Blut gelösten Bausteine wie Hormone, Fette, Proteine und Glukose. Die zellulären Bestandteile setzen sich aus den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie den Blutplättchen (Thrombozyten) zusammen.

Die Erythrozyten transportieren den Sauerstoff durch den Körper. Leukozyten sind wichtig für das Immunsystem. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze sowie körperfremde Stoffe zu erkennen und unschädlich zu machen. Die Thrombozyten spielen eine maßgebende Rolle bei der Blutgerinnung.

2. Welche Blutgruppen gibt es und wie unterscheiden sie sich?

Die Blutgruppen sind festgelegt durch sogenannte Oberflächenmerkmale der roten Blutkörperchen – auch Antigene genannt. Diese sind bei jedem Menschen genetisch bedingt etwas anders gemischt. Es gibt sehr viele verschiedene Blutgruppen-Merkmale. Die allgemein bekannten Blutgruppen sind:

  • Blutgruppe A
  • Blutgruppe B
  • Blutgruppe AB
  • Blutgruppe 0

Ein weiteres Merkmal ist der Rhesusfaktor. Hier wird zwischen „Rhesusfaktor positiv (Rh+)“ und „Rhesusfaktor negativ (Rh-)“ unterschieden. Bei Transfusionen berücksichtigt man sowohl die Blutgruppe als auch den Rhesusfaktor.

3. Was muss man vor einer Blutspende beachten?

Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass man sich am Tag der Blutspende ausgeruht und gesund fühlt sowie genügend Zeit einplant. Zudem ist es ratsam, keine großen körperlichen Belastungen rund um die Spende zu planen. Beispielsweise nicht abends in die Disco gehen oder am nächsten Tag einen Marathon laufen.

Es ist ebenfalls sehr wichtig, vor der Blutspende ausreichend zu essen, jedoch nicht zu fett. Auch auf das Rauchen sollte man vorab verzichten, da dadurch der Sauerstofftransport im Blut behindert wird.

4. Wer kann alles Blut spenden?

Blut spenden kann jeder gesunde Mensch, der über 18 Jahre alt ist: Es dürfen keine chronischen oder bösartigen Krankheiten vorliegen. Zudem müssen bestimmte Risikofaktoren beachtet werden. Jemand mit Herzproblemen sollte beispielsweise kein Blut spenden. Bei Fragen ist es im Einzelfall am besten, vorab mit den Ärzten des Blutspendedienstes zu sprechen. Grundsätzlich gilt jedoch: Wer gesund und über 18 Jahre alt ist, kann Blut spenden.

Blutspenden – Gesetzesänderung gegen Diskriminierung

Der Bundestag hat am 16. März 2023 eine Änderung des Transfusionsgesetzes beschlossen. Demnach dürfen homosexuelle und bisexuelle Männer sowie transgeschlechtliche Menschen nicht mehr von der Blutspende ausgeschlossen werden. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität soll bei der Blutspende in Zukunft keine Rolle mehr spielen.

Bislang sieht eine Richtlinie der Bundesärztekammer vor, dass Männer, die Sex mit Männern haben, nach Sexualkontakt mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner für vier Monate zurückgestellt werden. Dadurch soll das Risiko verringert werden, dass eine mögliche HIV-Infektion weitergegeben wird.

Die Gesetzesänderung hebt darüber hinaus auch die bisherigen Höchstaltersgrenzen für eine Blutspende auf. Bislang durften Erstspender – je nach Region – nur etwa 65 Jahre alt sein. Bei Wiederholungsspendern lag die Obergrenze meist zwischen 70 und 75 Jahren. Künftig soll stattdessen nun ein Arzt die individuelle „Spendetauglichkeit“ beurteilen.

5. Wie läuft eine Blutspende ab?

Damit es nicht zu längeren Wartezeiten und vollen Häusern kommt, meldet man sich am besten vorab online an. Vor Ort muss man sich zunächst per Ausweisdokument identifizieren und erhält anschließend einen Fragebogen. Dieser enthält unter anderem Fragen zu Vorerkrankungen, Auslandsaufenthalten und Medikamenteneinnahme. Anschließend werden Körpertemperatur, Blutdruck und Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) gemessen. Sofern die genannten Werte in Ordnung sind und auch beim kurzen ärztlichen Vorgespräch keine Bedenken entstehen, kann die Blutspende starten.

6. Wie viel Blut wird bei einer Blutspende entnommen und wie reagiert der Körper darauf?

Die entnommene Standardmenge bei einer Blutspende beträgt 500 Milliliter. In der Regel verträgt der menschliche Körper diese Menge sehr gut, da es sich nur um einen kleinen Teil des eigenen Blutvolumens handelt. Die meisten Spender spüren anschließend gar nichts davon und sind in den Tagen danach direkt wieder voll leistungsfähig.

Der Verlust des Plasmas – also der Flüssigkeit – wird innerhalb weniger Stunden bereits wieder ausgeglichen. Die Anzahl der roten Blutkörperchen hat sich nach einigen Wochen stabilisiert. Durch eine entsprechende Eisenaufnahme kann man diesen Prozess noch unterstützen.

Blutspenden im Ländle – darum ist es so wichtig!

Viele medizinische Eingriffe und Therapien sind nur dann möglich, wenn ausreichend Blutkonserven verfügbar sind. Für Notfallpatienten sind sie vor allem nach Unfällen oftmals lebensrettend.

Dank Hygienekonzepten zur Minimierung des Corona-Ansteckungsrisikos ist Blutspenden nach wie vor möglich – und wichtiger denn je, wie der Blutspendedienst des Klinikums Stuttgart betont. Alle Informationen zur Blutspende am Klinikum Stuttgart findest du hier.

Generell ist eine Blut- und Plasmaspende in vielen Unikliniken, Krankenhäusern, beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes oder bei kommunalen und privaten Blutspendezentren möglich. Zum Beispiel:

  • Uniklinikum Freiburg
  • Blutspendezentrale Heidelberg
  • SLK-Kliniken Heilbronn
  • Blutspende Klinikum Karlsruhe
  • Blutspende im ZKT Tübingen

Spendezentren in deiner Nähe findest du unter drk-baden-wuerttemberg.de und blutspende.de.

7. Wie oft und in welchen Abständen kann man Blut spenden?

Laut den vorgegebenen gesetzlichen Richtlinien dürfen Männer innerhalb von zwölf Monaten sechsmal Blut spenden und Frauen viermal. Der Mindestabstand zwischen zwei Blutspenden beträgt acht Wochen.

8. Was passiert mit meinem gespendeten Blut?

Nach der Entnahme wird das Blut durch Zentrifugation aufgetrennt in seine verschiedenen Bestandteile. Daraus stellt man anschließend bis zu drei Blutprodukte her:

  • Konzentrat aus roten Blutkörperchen
  • Thrombozyten-Konzentrate
  • Plasmapräparat

Durch die Aufteilung der Vollblut-Spende in die genannten Bestandteile kann das Blut mehrfach und auf verschiedene Weise kranken und verletzten Menschen helfen. Der Patient bekommt immer nur den Teil des Blutes, den er für seine Genesung braucht.

9. Welche typischen Blutkrankheiten gibt es?

Es gibt bekannte und bösartige Blutkrankheiten wie zum Beispiel Leukämie. Was jedoch meiner Meinung nach mehr Menschen plagt, insbesondere auch jüngere – ist die sogenannte Blutarmut (Anämie). Vor allem jungen Frauen, die durch ihre Regelblutung regelmäßig Blut verlieren, sind davon gelegentlich betroffen. Eine Anämie kann jedoch beispielsweise auch durch eine akute oder chronische Blutung und eine bösartige Erkrankung entstehen.

Allgemein zeichnen sich die meisten Blutkrankheiten allerdings dadurch aus, dass von bestimmten Blutzellen entweder zu viel oder zu wenig vorhanden sind.

10. Wie halte ich mein Blut gesund?

Einen Zaubertrick, um sein Blut gesund zu halten, gibt es leider nicht. Allerdings wirken sich ganz normale Dinge, wie eine ausgewogene gesunde Ernährung, positiv auf unser Blut aus. Generell sollte man einen gesunden Lebensstil verfolgen.

Aber speziell für das Blut ist die Ernährung extrem wichtig. Man sollte darauf achten, genügend Eisen sowie Vitamin C und B12 zu sich zu nehmen. Diese bekommt der Körper zum Beispiel über Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Vitamin B12 ist allerdings überwiegend in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Eiern zu finden. Daher müssen Veganer und Vegetarier darauf achten, ihre Ernährung bewusst und ausgewogen zu gestalten, um eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 sicherzustellen.

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