#Achtsamkeit am 12.10.2020

Ich versuche, immer das Positive zu sehen – selbst in dunklen Zeiten

Einen Neuanfang zu wagen, ist nie einfach. Doch mit Gelassenheit und der richtigen Einstellung klappt es, wie Leonie Lausmann aus Rottweil selbst erfahren hat. In den 20ern dachte sie noch, ein perfektes Leben führen zu müssen. Heute weiß sie: Auch schwierige Zeiten sind wertvolle Lektionen im Leben. Wie Sie es schafft, positiv zu denken und wie sie ihre Lebenskrise mit 40 bewältigt hat.

Leonie Lausmann ist eine Power-Frau. Vor etwa neun Jahren hat die heute 47-Jährige ihr Leben komplett umgekrempelt: Die dreifache Mutter machte ihre Leidenschaft für Pilates zum Beruf und trennte sich von ihrem damaligen Mann. Was ihr beim Neuanfang geholfen hat, warum sie heute zufriedener als noch vor zehn Jahren ist und was ihr in schlechten Zeiten hilft, verrät sie im Gespräch mit GESUNDNAH.

Frau Lausmann, Sie haben drei Kinder, arbeiten hauptberuflich als Marketingreferentin und sind nebenbei als Pilates-Trainerin selbstständig. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Das werde ich tatsächlich oft gefragt! Ich glaube, es liegt einfach daran, dass ich zufrieden mit mir und meinem Leben bin und das mache, was mir wirklich Spaß bringt. Hinzu kommt, dass ich zeitlich alles gut geregelt habe. Mein Ex-Mann und ich kümmern uns gleichermaßen um unsere Kinder (17, 15 und 10 Jahre alt), sodass ich am Wochenende auch mal Zeit nur für mich habe.

Woher schöpfen Sie neue Kraft?

Durch Pilates! Eine Leidenschaft, die mich schon sehr lange in meinem Leben begleitet und mir wahnsinnig guttut. Wenn ich Kurse gebe, empfinde ich das nicht als Arbeit, sondern kann auch selbst vom Alltag abschalten und mich ganz auf die Stunde konzentrieren. Für mich ist es das Schönste, wenn mir Menschen in meinen Kursen sagen, wie glücklich sie mein Unterricht macht und wie gut sie sich dadurch fühlen.

Neben Pilates hilft mir meine morgendliche Routine, positiv und mit viel Energie in den Tag zu starten: Ich meditiere direkt nach dem Aufstehen für 20 Minuten. Dafür stelle ich mir gerne früher den Wecker!

Leonie Lausmann: Kurz vorgestellt

Die 47-Jährige lebt mit ihren drei Kindern in Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete sie zunächst in einer Werbeagentur, bis sie sich für eine Stelle als Marketingreferentin im Gesundheitsbereich entschied. Freunde schätzen an der gebürtigen Stuttgarterin ihre positive Lebenseinstellung und schmunzeln, wenn ihre Wohnung mal wieder perfekt aufgeräumt ist. „Du brauchst diese Ordnung, um dem Chaos in deinem Kopf gerecht zu werden“, hat ihr einmal eine Freundin gesagt – und so ganz unrecht hat sie nicht, meint Leonie Lausmann: „Aufräumen hilft mir, auch im Kopf Ordnung zu schaffen.“

Waren Sie schon immer so zufrieden in Ihrem Leben wie jetzt?

Mit Anfang 20 hatte ich die Vorstellung, perfekt sein zu müssen und dass mein Leben dementsprechend perfekt verlaufen müsse. Das endete irgendwann darin, dass ich wenig auf mich selbst gehört habe, sondern viel von außen gesteuert wurde und mich zunehmend innerlich zerrissen fühlte – nach außen hin trat ich selbstbewusst auf, doch das passte selten mit meiner inneren Gefühlslage zusammen. Heute bin ich gelassener mit mir selbst und bei mir angekommen.

Sie haben in Ihrem Leben schon einige herausfordernde Situationen gemeistert. Was hilft Ihnen in schwierigen Zeiten?

Auch in dunklen Zeiten vergesse ich nicht, dass es noch etwas Schönes gibt und richte meinen Fokus darauf. Vor allem wenn es mir schlecht geht, notiere ich mir, was an diesem Tag besonders schön war. Das kann ein Lächeln sein, ein über den Weg hüpfendes Eichhörnchen oder der Sonnenaufgang am Morgen. Den Fokus auf das Positive zu richten, bedeutet für mich Selbstheilung.

„Ich habe keine Angst vorm Altern“

Auch wenn die Rente noch in weiter Ferne liegt, beschäftigt sich Leonie Lausmann hin und wieder mit dem Thema Altern. „Die Einschläge kommen immer häufiger im Bekanntenkreis“, erzählt sie. Eine Freundin von ihr erkrankte jüngst an Brustkrebs, was ihr die Verletzlichkeit des Lebens wieder vor Augen geführt hat. Ihre positive Einstellung bewahrt sie jedoch auch, wenn es um die Zukunft geht: So wie eine 70-jährige Teilnehmerin aus einem ihrer Pilates-Kurse durchs Leben geht – das wünscht sie sich auch für ihr Rentenalter. Fit und aktiv sein, ehrenamtlich engagiert und immer offen für Neues. Natürlich würde sie sich freuen, wenn sie dann von ihren Kindern umsorgt werden würde, doch sie findet: „Kinder sehe ich nicht als Alterssicherung, denn sie sollen ihr eigenes Leben leben.“

Mit Ende 30 haben Sie sich als Pilates-Lehrerin selbstständig gemacht und drei Jahre später von Ihrem Mann getrennt. Ein mutiger Schritt, nochmal neu anzufangen!

Das ist richtig, aber mein Herz sagte mir damals, dass ich diesen Schritt gehen muss, um wieder glücklich zu sein. In den letzten Ehejahren wurde ich immer leerer – es musste also etwas passieren. Mein enges Umfeld konnte die Trennung und auch meinen Schritt in die Selbstständigkeit gar nicht verstehen. Doch ich war mir sicher: Wenn ich an der Ehe festhalte, verliere ich mich selbst.

Die Anfangszeit Ihrer Selbstständigkeit war sicherlich nicht einfach. Haben Sie oft an sich gezweifelt?

Die Angst, nicht erfolgreich zu sein, kenne ich nur zu gut! Doch ich frage mich dann: Was ist das Allerschlimmste, das passieren kann? Außerdem braucht es immer eine Portion Mut, sich Dinge zu trauen, die man wirklich machen möchte – nur so steht man für sich ein.

Was ist für Sie der Schlüssel zu einem erfüllten Leben?

Dass ich für mich selbst einstehe und in mich reinspüre: Bin ich die, die ich sein will? Es ist mir wichtig, auf mein Bauchgefühl für die Dinge zu hören – sowohl bei Dingen, die mir nicht guttun  – als auch umgekehrt natürlich auch. Man sollte sich die unglücklich machenden Situationen anschauen, darüber reden und versuchen, sie zu klären und nicht unter den Teppich kehren. Ich sage mir immer: Alles ist für irgendetwas gut! Das hilft mir, mein Leben zu genießen und anzunehmen.

Übung für mehr Erdung im Leben

Bestimmte Körperhaltungen können dabei helfen, sich besser zu fühlen. Leonie Lausmann schließt jede Pilates-Stunde mit einer Übung ab, die für mehr Standfestigkeit sorgen kann: Probiere es gerne aus:

Stelle dich gerade hin: Beide Füße fest auf den Boden stellen, Beine strecken, Wirbelsäule lang aufrichten, Scheitel zur Decke ziehen, Bauchnabel leicht nach innen ziehen, den Blick geradeaus richten.

Jetzt bewusst im eigenen Rhythmus atmen.

Nehme wahr, wie der Kopf über den Schultern schwebt und das Gewicht der Arme die Schultern und den Nacken leicht nach unten zieht.

Nehme wahr, wie dein Körper Raum und Fläche beansprucht und wie viel Platz du einnimmst.

Neuanfang wagen: Musstest du schon öfters beruflich oder privat neu anfangen?

27 Personen haben abgestimmt
Experten-Antworten erhalten und mitdiskutieren

Melde dich jetzt an für Kommentare, Diskussionen und kompetente Antworten auf deine Fragen.

    veröffentlicht am 12.10.2020
    AOK-Expertin „Psyche und Seele“

    War nichts dabei?

    Einfach nochmal die Suche verwenden.
    oder
    Frage stellen