Wir bitten Ballett-Star Friedemann Vogel zu einem spannenden Gespräch über die Faszination Tanzen, Fleiß, Disziplin und die Freunde an der Bewegung.
Friedemann Vogel ist einer der besten Balletttänzer der Welt. Geboren in Stuttgart, dort ausgebildet an der John Cranko Schule, tanzt er heute als erster Solist und Kammertänzer für das Stuttgarter Ballett sowie auf internationalen Bühnen. In unserem Interview erklärt er, wie er mit seinem Körper Geschichten erzählt.
Wie konnten Sie sich schon als Kind über Ihren Berufswunsch sicher sein?
Meine Freude an Bewegung konnte ich noch nie unterdrücken! Und ich wusste schon früh, dass ich klassischer Balletttänzer werden möchte, auch wenn meine Eltern zunächst bremsten. Aber ich war vom Tanzen nicht abzubringen. Mit zehn Jahren habe ich die Aufnahmeprüfung an der John Cranko Schule gemacht und begann dort meine Ausbildung zum Balletttänzer, die ich an der Académie de Danse Classique Princess Grace in Monte Carlo weiterführte.
Und heute? Was hält Sie seit all den Jahren beim Ballett?
Der Tanz ist mein Ausdrucksmedium. Mit meinem Körper zu sprechen, fällt mir sehr viel leichter als mit jedem anderen Kommunikationsmittel. Und statt das Interesse zu verlieren, ist das Tanzen für mich heute sogar wichtiger als je zuvor!
Sie müssen sich jeden Tag auf Ihren Körper verlassen können. Wie geht das?
Ich habe gelernt, sehr gut auf meinen Körper zu hören. Ich beschäftige mich jeden Tag acht bis zehn Stunden mit ihm. Bevor ich vor Publikum auf der Bühne stehe, trainiere ich sehr hart, wiederhole jede Bewegung immer wieder aufs Neue und bereite meinen Körper so auf die Aufführung vor. Denn in dem Moment, in dem sich der Vorhang öffnet, darf es kein Zögern geben: Dann gibt man Vollgas!
Tanzen und Ballett – früh übt sich
Tanzen macht Spaß, ist gesund und man kann es eigentlich immer und überall machen. Egal, ob im Alter oder in jungen Jahren. Gerade Kinder brauchen nicht viel mehr als eine eingängige Melodie, einen einfachen Takt, um fast von allein das Bein zu heben oder den Arm zu schwingen. Dabei können die Kleinen ihrer individuellen Kreativität freien Lauf lassen.
Für etwas mehr Struktur können Eltern mit ihren Kindern Bewegungsabläufe zu einem bestimmten Lied einstudieren. Sollte das Spaß machen: Im Kindergarten, in der Schule und auch darüber hinaus gibt es immer wieder Tanzgruppen der einen oder anderen Art, die auch Aufführungen machen. Stabilisiert sich das Interesse des Kindes, bietet sich die Mitgliedschaft in einem Tanzsportverein an. Und wer weiß: Vielleicht tanzt der Nachwuchs dann auch irgendwann auf den Bühnen dieser Welt.
Was zählt, sobald Sie auf der Bühne stehen?
Für mich geht es immer um die Geschichte. Im Gegensatz zu anderen Sportarten zählt nicht, wer zum Beispiel am höchsten springt. Das heißt, nicht allein die Technik macht unseren Tanz aus, sondern die Geschichte. Als Tänzer verkörpere ich eine Rolle, tauche in diese ein, in die Emotionen, die Musik, die Bewegung und vergesse alles um mich herum.
Wie schaffen Sie es, so präsent und konzentriert zu sein?
Man muss die Nerven bewahren. Wenn der Vorhang aufgeht, bedeutet es für mich: Dieser Moment zählt! Wie gut ich vorher im Training getanzt habe, zählt nicht. Diese mentale Stärke entwickelt sich mit der Zeit und den Erfahrungen.
Bei so viel Fleiß und Disziplin … würden Sie Kindern trotzdem zum Ballett tanzen raten?
Ja, definitiv. Es ist ein sehr erfüllender Beruf. Deshalb: Fangt an, Ballett zu tanzen, macht die Aufnahmeprüfungen an den großen Ballettschulen, lasst euch ausbilden und werdet Tänzer. Aus meiner Sicht kann es keine bessere Ausbildung geben, als zu lernen, mit seinem eigenen Körper zu sprechen! Und ich wünsche allen Kindern, die Tänzer werden wollen, dass ihre Eltern sie darin unterstützen. Denn es findet sich immer ein Weg, die Herausforderungen zu meistern.
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