#Zähneknirschen am 07.06.2019 aktualisiert am 20.01.2020

Woher kommt das Zähneknirschen?

Ein Mann sitzt auf dem Bett und hält eine Hand an sein Gesicht. Nächtliches Zähneknirschen verursacht am nächsten Morgen häufig Zahn- und Kieferschmerzen.
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Zähneknirschen und Zähnepressen belasten Zähne und Kiefer stark. Aber warum beißen wir die Zähne immer wieder zusammen – und was hilft dagegen?

Schätzungen zufolge knirscht ein Viertel aller Menschen nachts mit den Zähnen. Seltener auch tagsüber. Frauen sind häufiger betroffen als Männer – beide vor allem im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, ist eine mechanische Fehlbelastung der Zähne durch unbewusste Bewegungen. Mediziner unterscheiden:

  • Zusammenpressen der Zähne ohne Bewegung – Zähnepressen
  • Zusammenpressen der Zähne mit Bewegung – Zähneknirschen

Für Zähne und Kiefer sind Knirschen und Pressen eine extreme Belastung: Bis zu 480 Kilogramm können auf einem Quadratzentimeter Zahn lasten.

Die Ursachen von Zähneknirschen

Häufige Ursache von Zähneknirschen und Zähnepressen sind Stress, Nervosität, Ängste und psychische Erkrankungen. Jeder Zweite knirscht und presst stressbedingt zeitweise in seinem Leben. „Zähneknirschen ist häufig ein Ventil. Im Alltag haben wir mit Stress oder Ärger zu kämpfen und in der Nacht entlädt sich dieser. Durch das Knirschen und Zähnepressen zeigen sich ganz klar innere Anspannung und Belastung“, so der Zahnmediziner Dr. Jochen Bonfig vom AOK-Zahnzentrum in Ulm. Fürs Zähneknirschen können aber auch Auslöser verantwortlich sein, die direkt im Mund zu finden sind, wie:

  • Schlecht sitzende Füllungen, Brücken, Kronen und Prothesen
  • Zahnfehlstellungen
  • Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße

Warnzeichen Kieferschmerzen: Symptome von Zähneknirschen

Das Zähneknirschen und -pressen selbst wird von den Betroffenen meist nicht bemerkt. Es sind eher die Folgebeschwerden, die ihnen zu schaffen machen. Typische Bruxismus-Symptome sind morgendliche Zahn- und Kieferschmerzen sowie Kopfschmerzen. Der Zahnarzt erkennt Zähneknirscher unter anderem an abgeschliffenen Kauflächen, Rissen im Zahnschmelz sowie vergrößerten Kaumuskeln.

Die Folgen von Zähneknirschen

Dauerhaftes Zähneknirschen schädigt Zähne und Kiefer. Abgebrochene, gelockerte bis ausfallende Zähne, Zahnfleischbluten, Schäden an Zahnkronen, Brücken und Zahnersatz oder Entzündung und Verschleiß der Kiefergelenke (Arthrose) können die Folge sein. „Zähneknirschen kann aber auch zu einer Craniomandibulären Dysfunktion führen, kurz CMD genannt. Dabei ist die Funktion der natürlichen Kieferbewegung gestört“, so Dr. Bonfig. Der Mund kann dann nicht mehr richtig geöffnet werden, das Kiefergelenk knackt oder macht Geräusche. „Aber auch Verspannungen im Nacken, Kopfschmerzen oder Ohrengeräusche (Tinnitus) können Folgen der gestörten Kieferbewegung sein.“

Carsten Raffel

Zähneknirschen behandeln – was hilft?

Bei morgendlichen Zahn- und Kieferschmerzen oder ähnlichen Symptomen ist der Zahnarzt die erste Anlaufstelle. Weitere Ansprechpartner sind Kieferorthopäden, HNO-Ärzte und Schlafmediziner. Bestätigt sich der Verdacht, können – abhängig von der Ursache – verschiedene Therapiemaßnahmen helfen:

  • Beißschiene: Mindert die Belastung, die beim Zähneknirschen auf Zähnen und Kiefer lastet und schützt den Zahnschmelz vor Schäden
  • Zahn- und Kieferkorrekturen: Können bei Zahn- und Kieferfehlstellungen oder einem fehlerhaften Zusammenbiss notwendig sein. Dazu gehört das Abschleifen von Zähnen und Kronen, das Anpassen von Prothesen oder das Anfertigen einer Zahnspange
  • Physiotherapie: Krankengymnastik oder manuelle Behandlungen, um Verspannungen oder Fehlhaltungen zu lösen
  • Entspannungsübungen: Lindern Stress und Verspannungen. Dazu gehören gezielte Übungen für den Kiefer ebenso wie Meditation und Autogenes Training

„Normalerweise befindet sich der Kiefer in einer Schwebehaltung. Wer merkt, dass sich die Zähne berühren, sollte diese Haltung korrigieren. Öffnen Sie leicht den Mund und lassen Sie den Unterkiefer bewusst locker. Dabei können Sie den Kiefer entspannt von links nach rechts bewegen.“
Dr. Jochen Bonfig, Zahnarzt AOK-Zahnzentrum Ulm

Tipp: Dr. Jochen Bonfig arbeitet im AOK-Zahnzentrum Ulm. Eins von drei Zahnzentren, die die AOK Baden-Württemberg unterhält. Dort sowie in den Zahnzentren in Reutlingen und Ballingen findest du kompetente Ansprechpartner bei Zahnproblemen wie Zähneknirschen oder Zähnepressen.

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    veröffentlicht am 07.06.2019 aktualisiert am 20.01.2020
    Wissenschaftsjournalistin

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