am 29.10.2019 aktualisiert am 20.01.2020

Wie schädlich ist Fleischkonsum für unser Klima?

Credits: Marcel / Stocksy United

Wie stark schadet Fleischkonsum dem Klima? Wir nehmen fünf Behauptungen genauer unter die Lupe.

„Bio-Fleisch hat die bessere Öko-Bilanz“

In Deutschland werden 60,2 Kilogramm Fleisch im Jahr pro Kopf verzehrt (Quelle: Statista, Stand 2018). Ein leichter Rückgang, schließlich waren es im Jahr 2010 noch 62,4 Kilogramm pro Person. Dennoch ist unser Fleischkonsum mit dem Klimaschutz schwer zu vereinbaren. Denn egal ob bio oder konventionell: Die Tierhaltung inklusive der für sie angebauten Futtermittel ist laut der Verbraucherorganisation foodwatch der größte Verursacher von Treibhausgasen in der Landwirtschaft. Nämlich zu 71 Prozent. „Die Öko-Bilanz von Bio-Fleisch ist nur geringfügig besser als die von konventionellem Fleisch“, sagt Professor Jan Frank vom Institut für Ernährungswissenschaften an der Uni Hohenheim. Das hat einfache Gründe: Die Tiere werden artgerecht gehalten, sie leben also länger und fressen mehr. Dabei stoßen sie natürlich auch mehr Schadstoffe aus.

Dennoch sieht der Forscher die Biohaltung im Vorteil, denn

  • sie achtet mehr auf das Tierwohl als die konventionelle Haltung
  • Antibiotika werden seltener eingesetzt
  • das Futter ist nicht gentechnisch verändert.

Biofleisch liegt also nach dem jetzigen Forschungsstand gegenüber konventionellem Fleisch knapp vorn. Allerdings gibt es immer noch zu wenige Studien, um ein abschließendes Urteil zu fällen.
Fazit: Stimmt teilweise.

Tipp: Du kannst zum Klimaschutz beitragen, wenn du Bio-Fleisch bei Höfen in deiner Umgebung einkaufst. So vermeidest du lange Transportwege und unterstützt die Bauern in deiner Region.

„Kühe tragen durch ihren Methan-Ausstoß zum Klimawandel bei!“

Fleisch vom Rind ist tatsächlich schädlich fürs Klima. Wiederkäuer wie Rinder stoßen Methangas aus. Dieses Treibhausgas ist 21-mal schädlicher für das Klima als Kohlenstoffdioxid (CO2 ). Es entsteht, wenn Rinder ihr Futter verdauen – sie rülpsen es konstant aus. Konkret bedeutet das: Eine Kuh, die täglich fünf Kilo Futter frisst, produziert 191 Liter Methan am Tag. Unternehmen entwickeln jedoch gerade Futterzusätze, welche die Methanausscheidung um bis zu 30 Prozent verringern sollen. Übrigens: Da Schweine und Hühner – die beiden anderen meist verzehrten Tierarten in Deutschland – keine Wiederkäuer sind, produzieren sie auch kein Methan.
Fazit: Stimmt!

Wir vergleichen den CO2 -Ausstoß von Fleisch und Pkw-Kilometer

Die Werte gelten immer pro 100 g Fleisch. Beispiel: 100 Gramm Rindfleisch verursachen soviel CO2 wie acht Pkw-Kilometer. Ein Rindersteak von 200 Gramm entspricht demnach ungefähr einer Autofahrt von Stuttgart nach Esslingen am Neckar.

„Pflanzliche Proteine wie Soja sind genauso schlecht fürs Klima wie Fleisch.“

Proteine aus Fleisch sind nicht besser oder schlechter als die von pflanzlichen Lebensmitteln. Die offizielle Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lautet: 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Das bedeutet zum Beispiel bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm 56 Gramm Eiweiß pro Tag. Ein kleiner Joghurt etwa hat fünf Gramm Protein.

Auch Bohnen, Spargel, Linsen oder Getreide sind reich an Proteinen. „Wer sich ohnehin ausgewogen ernährt, der muss keinen Mangel an Proteinen fürchten“, weiß Jan Frank. Wer völlig auf tierische Lebensmittel verzichten möchte, kann zudem auf Bohnen, Soja, Kürbiskerne, Leinsamen und Tofu zurückgreifen.

Tipp: Die Linsen aus der schwäbischen Alb sind nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund. Unter anderem kannst du damit ein hervorragendes Linsen-Curry mit Kokos zubereiten.

Wer stärker auf pflanzliche Lebensmittel setzt, tut Gutes für das Klima. „Gemüse setzt kein CO2 frei, da Pflanzen Kohlendioxid binden“, so Experte Jan Frank. Die CO2-Emissionen von Obst und Gemüse stammen vorwiegend aus Transport und Kühlketten. Das Bundesumweltministerium rechnet vor: Beim Anbau von einem Kilogramm frischem Gemüse entstehen 153 Gramm CO2-Äquivalent, bei biologischem Anbau sogar nur 130 Gramm.

Bei einem Kilogramm Rindfleisch sind es dagegen 13,3 Kilogramm, beziehungsweise 11,3 Kilogramm in der Ökolandwirtschaft. Hinzu kommt, dass für das Tierfutter sehr viel Soja aus Südamerika importiert wird, für dessen Anbau der Amazonas gerodet wird. Die fossilen Brennstoffe, die für die langen Transportwege verbraucht werden, sowie die Reduzierung der Bäume, die CO2 aufnehmen können, tragen zum Klimawandel bei.
Fazit: Stimmt nicht!

Was bedeutet CO2-Äquivalent? Neben Kohlenstoffdioxid wirken sich auch andere Gase aufs Klima aus. Um deren Effekte miteinander vergleichen zu können, rechnet man sie in sogenannte CO2-Äquivalente um. Methan zum Beispiel ist 21-mal schädlicher fürs Klima als Kohlenstoffdioxid. Ein Kilogramm Methan entspricht daher 21 kg CO2.

„Hähnchenfleisch ist besser fürs Klima als rotes Fleisch.“

Der Fleischkonsum muss vor allem gut durchdacht sein. Bei Hähnchenfleisch kommt es zunächst auf die richtige Haltung an, weiß Professor Frank. Er rät beim Fleischverkehr zu Bio-Hühnchen, da hier seltener Antibiotika eingesetzt werden. Wem es aber um die CO2-Äquivalente geht, die bei der Hühner-Zucht entstehen, sind die Werte relativ nah beieinander: In der konventionellen Hühnerfleischproduktion entstehen pro 100 Gramm Fleisch knapp 3,5 Kilogramm CO2-Äquivalente, in der ökologischen Tierhaltung sind es 3 Kilogramm CO2-Äquivalente.

Generell empfiehlt der Experte: Fleisch, das wie zum Beispiel ein Steak im Ganzen abgeschnitten wurde, ist immer besser als weiterverarbeitetes. „Wurst enthält viel Fett und Wasser, aber nur wenig, wenn überhaupt, qualitativ hochwertiges Fleisch“, so Frank. Jeder Deutsche könnte durch weniger Fleischkonsum Treibhausgas-Emissionen in Höhe von rund 800 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Jahr vermeiden, sagt auch der WWF. Der Klimafußabdruck eines Durchschnittsdeutschen liegt derzeit bei rund elf Tonnen CO2 pro Jahr. Er sollte allerdings nur zwei Tonnen betragen.
Fazit: Stimmt!

Expertentipp: Wer nicht auf Fleisch verzichten möchte, sollte sich auf maximal zwei Portionen regionales Bio-Fleisch pro Woche beschränken. Wenn du deinen ökologischen Fußabdruck verringern willst, steigst du besser auf vegetarische Kost um. Das wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Klima aus.

„Vegane Burgerpatties sind gut für die Umwelt.“

Sieht aus wie Fleisch, riecht wie Fleisch, ist aber rein pflanzlich. Vegane Burgerpatties aus Erbsen- oder Sojaproteinen haben in den USA einen echten Hype ausgelöst und liegen inzwischen auch in deutschen Supermärkten. Die Patties verzichten komplett auf tierische Zutaten wie Ei, Milch oder eben Fleisch. „Generell ist diese Art von Fleischersatz klimafreundlicher als herkömmliches Fleisch“, sagt Professor Frank. Vor allem gelte es aber, auf die Herkunft und den CO2-Ausstoß zu achten. „Muss das Produkt aus den USA eingeflogen werden, sind die Emissionen natürlich viel zu hoch. Erst eine regional nachhaltige Herstellung und regionale Zutaten macht den Fleischersatz klimafreundlich“, so Frank.

Im kommenden Jahr soll eine erste Produktionsstätte des börsendotierten Unternehmens „Beyond Meat“ in Europa entstehen – und zwar in den Niederlanden. Bereits jetzt verkauft ein deutscher Discounter einen selbst entwickelten veganen Burger: Der „Next Level“-Burger wird in Deutschland hergestellt, der Discounter kann also mit kürzeren Transportwegen werben, die den CO2-Ausstoß verringern. Allerdings haben viele Ersatzburger bei einem Test von Ökotest ziemlich schlecht abgeschnitten. Noch klimafreundlicher ist es, die Burgerpatties selbst herzustellen. Unser Tipp: Probier doch unser Rezept für einen selbstgemachten veganen Burger aus.
Fazit: Stimmt zum Teil!

Gesamtfazit: Jeder Deutsche könnte durch weniger Fleischkonsum Treibhausgas-Emissionen in Höhe von rund 800 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Jahr vermeiden, sagt auch der WWF. Der Klimafußabdruck eines Durchschnittsdeutschen liegt derzeit bei rund elf Tonnen CO2 pro Jahr. Er sollte allerdings nur zwei Tonnen betragen.

Verzichtet ihr der Umwelt zuliebe auf Fleisch?

Kannst du dir ein Leben ohne oder mit weniger Fleisch vorstellen? Jetzt kommentieren.

Experten-Antworten erhalten und mitdiskutieren

Melde dich jetzt an für Kommentare, Diskussionen und kompetente Antworten auf deine Fragen.

    veröffentlicht am 29.10.2019 aktualisiert am 20.01.2020
    AOK-Expertin für Umwelt und Nachhaltigkeit

    War nichts dabei?

    Einfach nochmal die Suche verwenden.
    oder
    Frage stellen