#Plastik am 06.09.2019 aktualisiert am 20.01.2020

“Mit ein bisschen Kreativität lässt sich Plastik ganz einfach vermeiden“

Nadine Schubert schreibt Plastikalternativen auf eine Tafel
Lea Schreiber

Wie du mit Kindern Plastik vermeiden kannst und kleine Herausforderungen auf dem Weg meisterst, weiß Bloggerin Nadine Schubert.

Plastik zu vermeiden ist für Nadine Schubert mittlerweile ganz normal. Die zweifache Mutter und eine der wichtigsten Influencerinnen für Plastikvermeidung in Deutschland verzichtet seit sechs Jahren auf Kunststoff.

Frau Schubert, waren Ihre Kinder der Auslöser für ein Leben ohne Plastik?

"Ja. Ich war 2013 mit meinem zweiten Kind schwanger und habe eine Fernsehreportage über die Auswirkungen des weltweiten Plastikmülls gesehen. Ich war schockiert und habe sofort kritisch in meinen Mülleimer geschaut. Zuerst habe ich Tetrapacks und Joghurtbecher gegen Glas ausgetauscht. Dann bin ich mit meiner eigenen Dose zum Metzger gegangen, um Verpackung zu sparen. Stück für Stück habe ich Plastikmüll immer weiter reduziert."

Wie motivieren Sie Ihre Kinder, Plastik zu vermeiden, und wie erklären Sie das?

"Die Umstellung auf ein weitestgehend plastikfreies Leben mit der Familie war nicht schwer. Mittlerweile gibt es für fast jedes verpackte Produkt eine plastikfreie Alternative. Sogar Gummibärchen können wir naschen: Ich nehme in den Bärenladen ein Glas mit und lasse es dort füllen. Meine Kinder haben von Anfang an mitgemacht. Sie freuen sich immer noch, wenn wir gemeinsam Knabbereien wie Kekse oder Müsli selbst machen. Wenn sie Fragen haben, sprechen wir als Familie über die Natur und Umweltschutz. Ich denke, dass wir so den Blick unserer Kinder schärfen. Neulich meinte meine Tochter: „Fliegen ist nicht gut. Das macht den Himmel kaputt.“ Da war ich schon stolz."

Gab es beim Plastikvermeiden auch mal richtig Stress?

"Richtig Stress gab es nie. Schwierig wird es eher bei der Verwandtschaft. Bei Oma zum Beispiel gibt es alles. Da versuche ich immer mal wieder, Überzeugungsarbeit zu leisten. Aber ich möchte niemanden missionieren – und nehme mir damit auch selbst Druck raus. Die Umstellung auf ein Leben ohne Plastik haben wir in der Familie stressfrei und Schritt für Schritt gemacht. Was es braucht, ist Spaß am Ausprobieren. Da sind Kinder oft mutiger und neugieriger als Erwachsene. Die selbst gemachten Varianten ohne Plastik schlagen Supermarktprodukte meist um Längen."

Inwiefern hat sich das Familienleben durch den Plastikverzicht verändert?

"Wir sind im Umgang mit Lebensmitteln viel bewusster geworden und werfen deutlich weniger weg. Das ist möglich, weil wir lose Ware kaufen und nicht zu Großpackungen greifen. Und: Wir kaufen nur das, was wir brauchen. Da unsere Vorratsgläser kein Mindesthaltbarkeitsdatum haben, werfen wir Lebensmittel nicht vorzeitig weg. Meine Kinder schauen, riechen, testen – und entscheiden dann, ob die Lebensmittel noch essbar sind."

Wie gehen Ihre Kinder mit Plastikprodukten bei Freunden um? Sind sie heiß auf Nintendo Switch und Gummibärchen aus der Plastiktüte?

"Da unsere Kinder zu Hause auf nichts verzichten, haben sie bei Freunden nicht das Gefühl, etwas nachholen zu müssen. Häufig ist es sogar so, dass sie ihre Freunde neugierig auf plastikfreie Alternativen machen. Und ganz plastikfrei ist ihr Kinderzimmer auch nicht. Mein Sohn hat eine Spielekonsole und meine Tochter Playmobil. Diese Spielsachen werden lange Zeit benutzt und das ist für uns o. k. Vieles haben wir gebraucht bekommen und Holzspielzeug ist ja auch eine gute Alternative. Wichtig ist uns, Verpackungsmüll zu vermeiden."

Wo stoßen Sie beim Plastikvermeiden mit Kindern an Grenzen?

"An meine Grenzen stoße ich vor allem, wenn andere beteiligt sind: Omas, Tanten, Geburtstagsfeiern bei anderen Kindern. Jeder denkt, er tut Kindern etwas Gutes, wenn er Pudding, Gummibärchen und Naschereien in Plastik anschleppt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn das aber mal passiert, werfe ich weder die Oma noch die Gummibärchen aus dem Haus. Augen zu und durch. Diese Fälle stellen die Ausnahme dar."

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    veröffentlicht am 06.09.2019 aktualisiert am 20.01.2020
    AOK-Expertin für Umwelt und Nachhaltigkeit

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